Die Hobbies der Senioren
Wieder einmal ist es mir gelungen ein selten
ausgeübtes Hobby zu entdecken – die Herstellung naturgetreuer Babypuppen.
Brigitta Euting, 53 Jahre, übt dieses Hobby mit einer wahren Leidenschaft aus
und wer sich nun die Fotos anschaut, versteht ihre große Liebe zu den kleinen
Wesen.
„Ich war schon immer kreativ und auf der Suche nach einem neuen,
ausfüllenden Hobby. Auf einem Weihnachtsmarkt im Jahr 2012 habe ich das erste
Mal natürliche Babypuppen gesehen und war sofort begeistert, “ beginnt Euting
ihre Geschichte. „Zu Hause bin ich sofort ins Internet gegangen und habe
recherchiert. Wo kann ich das Material kaufen, wie muss ich vorgehen.
Stundenlang habe ich alle Internet-Anbieter zu diesem Thema gesucht und
gefunden. Das war der Anfang.“
Das Grundmodell einer Babypuppe besteht
aus verschiedenen Einzelteil-Rohlingen, wie beispielsweise Kopf, Arme und Beine
aus Vinyl. Der Torso der Puppe wird entweder selbst genäht aus Baumwollstoff mit
einer Füllung aus Glasgranulat und Watte, oder fertig gekauft. Die Haare
bestehen aus den Mohair-Haaren der Angoraziege, speziell aufgearbeitet für diese
Puppenhaare, wie mir Euting erklärt. Doch der Reihe nach.
Werden die
ausgewählten Einzelteile geliefert, muss sie zuerst einmal jedes Vinyl-Teil mit
Alkohol entfetten. Nun erfolgt eine Einfärbung mit Genesisfarben auf Ölbasis, um
einen natürlichen Hautton zu erreichen. In einem speziellen Backofen
(Hobby-Ofen) werden anschließend die so bearbeiteten Teile bei 130 Grad
getrocknet. „10 – 15 dünne Schichten der unterschiedlichen Farben können schon
notwendig werden und Schicht für Schicht muss trocknen“, fährt Euting
fort.
Ist die natürliche Hautfarbe erreicht, folgen die Aderzeichnungen, vielleicht
ein Storchenbiss (roter Hautfleck bei Säuglingen am Hinterkopf oder im Gesicht)
oder Kratzer. Unebenheiten werden aufgearbeitet oder mit einem Pinsel und
Schwämmchen aufgetupft. Auch hier verwendet Euting mit Spezialverdünner
angereicherte Genesisfarben. „Die Augenbrauen zeichne ich auf oder roote sie.“
(rooting bedeutet Verwurzelung) und gemeint ist bei diesem Hobby die Haare in
den Puppenkopf zu ‚pflanzen‘. „Die geschlossenen Lider tupfe ich.“ Im
Vinyl-Rohling bereits vorgefertigt sind die Falten in den Handgelenken. Doch
müssen sie ebenfalls mit Farbe betont und damit herausgehoben werden. „Alle
Fältchen werden naturgetreu nachgearbeitet.“ Die Finger- und Fußnägel erhalten
weiße Spitzen. Nun folgt der Schlussbrand für die erste Festigung der Farben“,
schildert Euting detailliert die Vorgehensweise. Erst nach dem Trockenvorgang
erhalten Mund, Nase und geschlossene Augen eine Klarlackschicht für leichten
Glanz.
Besonders viel Zeit erfordern die Wimpern und Haare der
natürlichen Babypuppen, denn das „rooten“ erfolgt mit einer superfeinen
Spezialnadel, die in den Vinylkopf eingestochen wird. Je Nadelstärke, so sagt
die Hobbykünstlerin, fallen hier für diese Arbeiten rund sechs bis sieben
Stunden an. Vom Kopfinneren her werden die Haare oder auch geöffnete Glasaugen
abschließend mit Klebstoff befestigt. Bei einer Schnuller-Version wird im Kopf
ein Magnetstück eingeklebt, damit von außen der Schnuller magnetisch hält und
ein kleines Baby-Mädchen kann sogar einen Stirn-Magneten für Schleifchen
erhalten.
Es folgt mit großer Vorfreude und Spannung erwartet das
Zusammensetzen, das Verbinden der fertiggestellten Einzelteile. Die folgende
Schilderung über Einsetzen, Verknoten mit vorhandenen Bändern oder mit
Kabelbindern lässt mich eher an einen Baumarkt als an eine Babypuppe denken.
Sind alle Teile fixiert wird das neue kleine Babypuppen-Wesen angekleidet. Wie
bei den echten Säuglingen sind Kleidungsstücke in allen gängigen Größen
erhältlich und für die Puppen sogar Windeln mit Duft. „Ich kaufe die
Babykleidung am liebsten auf Basaren“, schwärmt Euting.
Die angezogene
Babypuppe trägt sie liebevoll in ein extra eingerichtetes Hobbyzimmer, das von A
bis Z die Herzen von Mädchen und Frauen höher schlagen lässt. Man wartet jeden
Moment auf eine Bewegung oder einen Laut – so echt erscheinen die naturgetreuen
Babypuppen.
„Für mich ist der Anblick einer schlafenden Babypuppe
ausgesprochen beruhigend und der Weg bis zur Fertigstellung mit großer Vorfreude
verbunden“, schließt Brigitte Euting. Bei Interesse an diesem Hobby steht sie
Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite (Mobil-Nummer 0157 –
74274036).
Bericht von www.bocholt.de
23.11.2015 13:33
Kategorie: Seniorenmagazin
Von: Ute
Boysen
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